Zweimal Lobgesang – privates Glück und allseits verbundene Welt
In seinem Herbstkonzert am 24. November 2024 widmet sich der Konzertchor Friedenau dem wohl bedeutendsten Geschwisterpaar der Musikgeschichte: Fanny Hensel und Felix Mendelssohn Bartholdy. Beide waren ihr Leben lang im engen musikalischen Austausch. Beide haben ein Werk namens „Lobgesang“ verfasst. Fanny im Jahr 1831 in Berlin, nachdem sie ein Kind zur Welt gebracht hatte. Felix im Jahr 1840, als er vom Rat der Stadt Leipzig den Auftrag für eine Festmusik zur Vierhundertjahrfeier der Erfindung des Buchdrucks bekommen hatte.
Fanny Hensels Lobgesang ist eine Kantate für Sopran, Alt, gemischten Chor und Orchester. Nach einer Pastorale, die klanglich an Johann Sebastian Bach erinnert, stimmt der Chor sehr melodisch ein: Meine Seele ist stille zu Gott der mir hilft. Im anschließenden Rezitativ berichtet die Komponistin vom Erleben der Geburt: Ein Weib, wenn sie gebieret, so hat sie Traurigkeit, denn ihre Stunde ist gekommen. Wenn aber das Kind geboren ist, denkt sie nicht mehr an die Angst um der Freude willen, dass der Mensch zur Welt geboren ist.
Beim Lobgesang von Felix Mendelssohn Bartholdy waren sich die Zeitgenossen nicht ganz sicher, wie sie das Werk verstehen sollten. War es eine klassische Symphonie? Oder ein romanischer Liederzyklus? Oder eine Hymne auf Johann Sebastian Bach? Der inhaltlich wie kompositorisch anspruchsvolle Komponist hatte mit seiner „Sinfonie-Kantate“ eine große Synthese von allem im Sinn: Alles was Odem hat, lobe den Herrn.